Erarbeitung REK gestartet

Zusammenarbeit in der Region, der zukünftige Tourismus und die Natur als wichtigstes Kapital im Blick

Unter der Frage „Wie gehts weiter im Schwarzatal?“ hat die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) Rennsteig-Schwarzatal gemeinsam mit dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und dem Verein TourismusRegion Rennsteig-Schwarzatal am 20. Februar die Erarbeitung eines Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) gestartet. Das Konzept soll die Grundlage für die weitere Entwicklung der Region sein, zu der die zwölf Städte und Gemeinden Bad Blankenburg, Cursdorf, Deesbach, Döschnitz, Goldisthal, Katzhütte, Meura, Rohrbach, Schwarzatal, Schwarzburg, Sitzendorf und Unterweißbach gehören. Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in engagierter Weise über Stärken und Schwächen in den Themenbereichen Natur und Landschaft, Tourismus, Soziales und Daseinsvorsorge sowie Zusammenarbeit in der Region, die von den Moderatoren Ulrike und Jens Lilienbecker auf Pinnwändern festgehalten wurden. Zufrieden mit den diskutierten Ergebnissen zeigten sich Landrat Marko Wolfram und der KAG-Vorsitzende, Bürgermeister Mike George. Als nächster Termin für die Erarbeitung der Ziele und Strategie wurde der 21. März um 18:00 Uhr in Mellenbach-Glasbach vereinbart.

Zu Beginn der Diskussion wurde die gute Zusammenarbeit in der Region gelobt. Bereits 2014 ist der Tourismusverein Rennsteig-Schwarzatal gegründet worden und alle 14 Tage trifft sich der vereinseigene Marketingausschuss. Eine gute Zusammenarbeit gibt es auch zwischen den Kommunen sowie eine gute Unterstützung durch das Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt. Allerdings wurde aufgezeigt, dass im Tourismus in Zukunft ehrenamtliches Engagement nicht mehr ausreicht, sondern professionelle Strukturen notwendig sind.

Als weitere Stärken wurden aufgezählt: Die starke Marke Schwarzatal und die Zusammenarbeit im Thüringer Wald, die Wiederbelebung der Historie, die Burgen Greifenstein und Schwarzburg, die Bergbahn und der Wanderbus sowie die Olitäten, die im Schwarzatal und grenzübergreifend im benachbarten Großbreitenbach ihre Ausprägung haben. Das Thema „Fröbel“, das auf die Lebens- und Wirkungsstätten des Kindergarten-Erfinders Bezug nimmt, möchte man in Zukunft noch erlebbarer machen. Unterschiedlich wurde jedoch das aktuelle Gästeaufkommen eingeschätzt. Einem Teilnehmer gefiel, dass es im Schwarzatal „nicht so voll wie in den Alpen ist“. Hingegen meinte ein anderer, dass es noch mehr Gäste bedarf, um vom Tourismus wirklich leben zu können. In diesem Zusammenhang wurde auch auf das große Hotelprojekt in Schwarzburg verwiesen. 

Nach wie vor kommen viele Stammgäste und „Nostalgiker“, die die jedoch meist schon älter sind und daher langsam aussterben. In Zukunft will man daher verstärkt auf junge Leute bzw. die „sozial-ökologische Zielgruppe“ setzen und einen „authentischen Natururlaub“ anbieten. Eine Teilnehmerin hingegen empfahl „Tanzangebote für Ältere“. „Vor allem ist wichtig, dass die Gäste bei uns länger bleiben und nicht nur mal eben kurz durchreisen“, wurde erläutert und gesagt, dass dazu Produkte entwickelt werden müssen. Möglichkeiten dazu bieten auch kleine touristische Bausteine wie Segwaytouren, Bogenschießen und GPS-Schatzsuche. Diese gibt es bereits und müssen nur stärker miteinander vernetzt und angeboten werden. Weitere Potenziale liegen in Wohnmobilstellplätzen, für die sich die Region gut eignen würde. Zudem stehen die Jugendherbergen in Katzhütte und Schwarzburg leer, weil es keine Betreiber gibt. Zu früheren Zeiten gab es auch noch mehrere Jugendgästehäuser. Ebenso könnten leerstehende Häuser für Gäste ausgebaut werden, die barrierefreie Wohnungen benötigen, lautete ein weiterer Vorschlag. Anregungen können auch die Häuser „Bräutigam“ und „Döschnitz“ liefern, die im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Thüringen reaktiviert werden konnten. „Das sind andere nichttouristische Formen, die zeigen, wie Menschen aus der Stadt an unsere Region gebunden werden können“, wurde eingeschätzt.

Zu den touristischen Schwächen zählt, dass der forstbotanische Garten Schwarzburg nicht mehr erhalten werden kann. Außerdem ist die Wurzelberghütte bei Goldisthal durch Sturm zerstört worden, sie soll aber wieder aufgebaut werden, wurde informiert. In schlechtem Zustand ist auch der Altfrauteich bei Katzhütte. Aktuell laufen hier noch Untersuchungen, bevor die Wiederherrichtung beginnen kann. Als Schwäche wurde genannt, dass die derzeitigen Vermieter immer älter werden und keine neuen mehr nach kommen. Ein Generationsproblem gibt es wohl auch bei den hiesigen Gaststätten, weshalb man mit großen Sorgen auf die Zukunft der gastronomischen Betriebe blickt. Negativ wurde auch gesehen, dass der Markt in Sitzendorf Ende Februar geschlossen wird, was auch für die Touristen problematisch ist. 

Ausführlich wurde auf den schlechten Zustand des Waldes eingegangen. Die Fichten sind vor allem im Schiefergebirge großflächig dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und mussten bzw. müssen daher abgeholzt werden. Im unteren Schwarzatal ist die Lage wohl noch nicht so dramatisch. „Die Natur als unserer wichtigstes Kapital droht zu verschwinden“, wurde stark kritisiert. Betroffen vom Holzeinschlag sind auch die Wanderwege, die durch die Holztransporter kaputt gefahren werden – zum Teil mit wenig Rücksicht auf die Ansprüche der Gäste, wurde ergänzt. Aktuelle Wegsperrungen werden im Tourenportal des Thüringer Waldes registriert. Zudem gibt es Angebote wie „Gäste pflanzen Bäume“. Stück für Stück werden die Wanderwege wieder hergerichtet. Jedoch braucht es eine ganz neue Kommunikationsstrategie, wurde angeregt: „Denn unseren Gästen müssen der Waldumbau und die Hintergründe in moderner Weise erklärt werden“. Der Vorschlag hier: Ein „Infozentrum Wald / Waldumbau“, evtl. auch dezentral, um die Gäste in der Fläche zu erreichen. Als Standort für solch ein Infozentrum würde sich das alte Krankenhaus in Bad Blankenburg anbieten.

Probleme gibt es auch durch die Wassertemperatur der Schwarza, die für Fische wie zum Beispiel die Bachforelle zu hoch liegt. Als Grund wurde auf das Pumpspeicherwerk Goldisthal verwiesen, das aus dem Oberbecken meist wärmeres Oberflächenwasser einleitet. Evtl. kann dies noch abgeändert werden. Ein Ärgernis sind auch Menschen, die in der Schwarza nach Gold suchen, aber gegen die Lizenzauflagen verstoßen oder die an der Schwarza wild campen. Positiv hingegen wurde der Panoramarundweg gesehen, der vor kurzem rezertifiziert werden konnte und über Wanderstarts verfügt. Bei der Wegeunterhaltung helfen die Naturparkmeistereien und es gibt ausgebildete Landschaftsführer, die sich für die Region engagieren. Zukünftig sollte aber das Wegenetz ausgedünnt werden, um die Wege zu optimieren und die Wegeunterhaltung noch bewerkstelligen zu können, wurde formuliert. Stellenweise ist der Schwarzatal-Radweg in einem schlechten Zustand. Für die Unterhaltung des Radwegs gibt es eine vertragliche Vereinbarung vom Landkreis und Kommunen mit dem Forstamt.

Abschließend wurde noch vorgeschlagen, eine autofreies Wochenende anzubieten, um wieder einen anderen Blick (wie früher) auf das Schwarzatal zu gewinnen und abgasfrei einen Ausflug zu unternehmen.

3 Gedanken zu „Erarbeitung REK gestartet“

  1. DIE LEG unterstützt gern bei der Akquisition von z.B. Tiny House Betreibern, wenn baureife Flächen (Baurecht oder ausgewiesener Campingplatz) zugearbeitet werden.
    Kontaktieren Sie uns gern.

  2. Ich kann es nicht glauben, daß auch in dieser Veranstaltung wieder eine gute Zusammenarbeit in der Region bejubelt wurde. Gibt es die tatsächlich? Ja natürlich gibt es die – Gott sei Dank – aber insbesondere ist das der Verdienst einiger nimmermüder Akteure.
    Wenn es hier um Schwächen geht, muß ganz zuerst das grundsätzliche Problem benannt werden – das nach wie vor gepflegte Kirchturmdenken in unseren Gemeinden und das bei vielen Gemeindevertretern kaum vorhandene Bewußtsein für die Bedeutung des Fremdenverkehrs im Schwarzatal. Andere Regionen machen es uns vor wie ein funktionierender Tourismus sich letztlich ja auch positiv auf die allgemeine Lebensqualität im Tal auswirkt.
    Ohne eine gemeinsame Schwarzatalgemeinde werden wir als Region weiterhin nur die kleinen Brötchen backen.

  3. Ein paar kleine Fakten-Ergänzungen:
    Da sich das Schwarzatal im Naturpark Thüringer Wald befindet, ist es nur folgerichtig, dass seid Beginn dieses Jahres der Schwarzatal-Radweg von der Naturpark-Meisterei, Stützpunkt Neuhaus a. Rennweg, gepflegt wird. Auch werden in den Mitgliedsgemeinden und Mitgliedsstädten des Naturparks Thüringer Wald e.V. Naturpark-Förderprojekte im Bereich der touristischen Infrastruktur geplant und durch die Naturpark-Meisterei umgesetzt:
    https://www.naturpark-thueringer-wald.de/seite/589153/naturpark-meisterei.html
    Als Multiplikatoren für die Region kommen die zertifizierten Natur- und Landschaftsführer/-innen im Naturpark Thüringer Wald, sprich auch hier im Schwarzatal, zum Einsatz.
    Ich halte es für unumgänglich, bei der Erarbeitung eines neuen Regionalen Entwicklungskonzeptes den Naturpark Thüringer Wald e.V. mit einzubeziehen.

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